LUDMILLA HAARIG

Ich glaubte an die Kunst, an Männer und an Gott... jetzt nicht mehr.

Genervt von all den Gerüchten an der Kunsthochschule, begann ich meine eigenen Geschichten zu erzählen. Die Leute mögen es, also erzähl ich weiter. Die Mischung aus Tagebuch und Meinungsmache, schafft mit jeder Lesung eine Zeitkapsel, die Erkenntnisse und "Wahrheiten" einfriert, nur um beim nächsten Auftritt widerlegt zu werden. (Ach was, bin ich blöd gewesen.)

 

Das über drei Jahre entstandene Konvolut an Texten zeigt die Emanzipation einer Frau, die sich frei schreibt, scheitert, aber weiter dokumentiert, um es dann verdichtet und sublimiert dem Publikum zu präsentieren.

"Ich hab keinen Typ... und wenn dann würdest du dem zu 80% entsprechen..."

 - Kaptain Karl-Marx-Stadt... wollte eigentlich "Nein" sagen.

 



12. MAI 2017  - Studentenkeller

 

„Heeeeey, alles ok bei dir?“

Was soll ich darauf antworten?! Nein, ich leide seit einem halben Jahr an einer emotionalen Störung. Seit knapp fünf Monaten gehöre ich zu den Uterus Indianern, den permanent affektierten Hormonhuren.

 

Jahre lang war ich eine unabhängige, glückliche Frau. 23 Jahre lang fand ich Jungs ecklig, und dann… als hätte ein böser Virus mein Hirn besetzt. – Wächst da diese biologische Notwendigkeit in mir heran. Es ist zum Kotzen! Vorbei mit der objektiven Analyse, vorbei mit dem stillen Veruteilen, pheromongeplagter Mitmenschen. Jetzt bin ich Teil des Systems und sitze hier, ohne Freude am Leben, denn meine süße Sünde steht auf der anderen Seite der Tanzfläche und nicht bei mir...

 

Tagebuch Performance

 

seit Februar 2016



1.2. Die Dancing Dancing-Queen

 

Die eigentlich schönen Frauen, leiden leider oft an gesichtstechnischen Ausfällen, deren Grund noch nicht erforscht werden konnte. Das umgangssprachlich als „Duckface“ bezeichnete Erscheinungsbild, soll anscheinend weibliche Merkmale hervorheben und die männliche Riege in Aufruhr versetzten. Da ich kein Mann bin, musste ich dazu eine Umfrage starten. Quintessenz dieser Umfrage waren Sätze wie: „Iesch wass ah nett, was die will!“ oder „Vielleicht macht die des um Luft zu holen?“

 



30. 08. 2018

 

„Du wurdest gesehen.“, meint mein Vater.

„Wie gesehen?“, frage ich. Es wäre mir neu, wenn ich plötzlich unsichtbar geworden wäre.

„Dein Auto wurde fotografiert. In Reichenbach. Mit einer Cannabispflanze im Kofferraum.

 

Stille.

 

„Was?!“